(1) Kantianer möchten Moral begründen ohne Rekurs auf Motive, die diese Moral inhaltlich bestimmen (= fundativer Externalismus); gleichwohl soll diese Begründung Menschen zur Moralbefolgung bewegen (= praktische Forderung). Dies setzt voraus, 1. daß es motivationsverleihende Mechanismen gibt, die selbst inhaltlich einigermaßen neutral sind, aber moralischen Urteilen folgen, und 2. daß diese motivationsverleihenden Mechanismen auch einer externalistisch begründeten Moral motivationale Kraft verleihen. Thema des Artikels ist, ob diese beiden Bedingungen erfüllt sind. (2-7) Diverse logisch mögliche motivationsverleihende Mechanismen werden moralpsychologisch untersucht, u.a. ein Handeln aus reiner Vernunft und ein apriorisches Motiv der Achtung vor dem Sittengesetz, und bis auf einen, den Wunsch nach Selbstwertsteigerung, als empirisch inexistent oder zu eng verworfen. (8) Eine Skizze einer Psychologie des moralischen Urteils zeigt aber, daß dieser Mechanismus die zweite Bedingung nicht erfüllt. Ein praktischer fundativer Externalismus ist also aus empirischen Gründen nicht möglich.
Lumer, C. (2003). Kantischer Externalismus und Motive zu moralischem Handeln. CONCEPTUS, 35, 263-286.
Kantischer Externalismus und Motive zu moralischem Handeln
LUMER, CHRISTOPH
2003-01-01
Abstract
(1) Kantianer möchten Moral begründen ohne Rekurs auf Motive, die diese Moral inhaltlich bestimmen (= fundativer Externalismus); gleichwohl soll diese Begründung Menschen zur Moralbefolgung bewegen (= praktische Forderung). Dies setzt voraus, 1. daß es motivationsverleihende Mechanismen gibt, die selbst inhaltlich einigermaßen neutral sind, aber moralischen Urteilen folgen, und 2. daß diese motivationsverleihenden Mechanismen auch einer externalistisch begründeten Moral motivationale Kraft verleihen. Thema des Artikels ist, ob diese beiden Bedingungen erfüllt sind. (2-7) Diverse logisch mögliche motivationsverleihende Mechanismen werden moralpsychologisch untersucht, u.a. ein Handeln aus reiner Vernunft und ein apriorisches Motiv der Achtung vor dem Sittengesetz, und bis auf einen, den Wunsch nach Selbstwertsteigerung, als empirisch inexistent oder zu eng verworfen. (8) Eine Skizze einer Psychologie des moralischen Urteils zeigt aber, daß dieser Mechanismus die zweite Bedingung nicht erfüllt. Ein praktischer fundativer Externalismus ist also aus empirischen Gründen nicht möglich.File | Dimensione | Formato | |
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https://hdl.handle.net/11365/10254
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