Nach einem erkenntnistheoretischen Ansatz in der Argumentationstheorie leiten argumentative Begründungen das Erkennen der jeweiligen These an; und dies tun sie, indem sie Akzeptabilitätsbedingungen der These auflisten und so zu ihrer Überprüfung auffordern. Diese Akzeptabilitätsbedingungen sind ihrerseits entweder Wahrheitsdefinitionen der These oder über solche Wahrheitsdefinitionen begründet. Praktische (argumentative) Begründungen setzen also die Wahrheitsdefinition und Wahrheitsfähigkeit der praktischen These voraus, mithin eine bestimmte Form von Kognitivismus. Andererseits ist insbesondere der ethische, aber auch der allgemeine praktisch-rationale Kognitivismus massiv kritisiert worden: Er verkenne die praktische Funktion von moralischen und anderen praktischen Äußerungen; er unterstelle merkwürdige praktische Realitäten etc; als Alternative bleibe nur der nonkognitivistische Verzicht auf echte praktische Begründungen. Ziel des Beitrags ist, einen Ausweg aus diesem Dilemma zu weisen. Dazu werden zwei Arten von Kognitivismus unterschieden, ein semantischer / metaethischer und ein adoptiver, nach dem die motivationale Akzeptanz von Handlungsorientierungen rein kognitiv induziert werden kann. Der semantische Kognitivismus ist - trivialerweise - wahr, der adoptive ist analytisch falsch. Eine echte praktische Begründung kann dann nur semantischen Kognitivismus mit im Kern nonkognitiver Adoption verbinden. Eine Kernaufgabe einer Theorie praktischer Begründungen ist entsprechend, geeignete praktische Thesentypen zu identifizieren, deren Erkenntnis u.a. die praktische Funktion von praktischen Äußerungen erfüllt, nämlich zu entsprechendem Handeln zu motivieren.
Lumer, C. (2007). Kognitivismus und praktische Begruendung. In Persuasion und Wissenschaft. Aktuelle Fragestellungen von Rhetorik und Argumentationstheorie (pp. 165-177). WIEN : LIT-Verlag.
Kognitivismus und praktische Begruendung
LUMER, CHRISTOPH
2007-01-01
Abstract
Nach einem erkenntnistheoretischen Ansatz in der Argumentationstheorie leiten argumentative Begründungen das Erkennen der jeweiligen These an; und dies tun sie, indem sie Akzeptabilitätsbedingungen der These auflisten und so zu ihrer Überprüfung auffordern. Diese Akzeptabilitätsbedingungen sind ihrerseits entweder Wahrheitsdefinitionen der These oder über solche Wahrheitsdefinitionen begründet. Praktische (argumentative) Begründungen setzen also die Wahrheitsdefinition und Wahrheitsfähigkeit der praktischen These voraus, mithin eine bestimmte Form von Kognitivismus. Andererseits ist insbesondere der ethische, aber auch der allgemeine praktisch-rationale Kognitivismus massiv kritisiert worden: Er verkenne die praktische Funktion von moralischen und anderen praktischen Äußerungen; er unterstelle merkwürdige praktische Realitäten etc; als Alternative bleibe nur der nonkognitivistische Verzicht auf echte praktische Begründungen. Ziel des Beitrags ist, einen Ausweg aus diesem Dilemma zu weisen. Dazu werden zwei Arten von Kognitivismus unterschieden, ein semantischer / metaethischer und ein adoptiver, nach dem die motivationale Akzeptanz von Handlungsorientierungen rein kognitiv induziert werden kann. Der semantische Kognitivismus ist - trivialerweise - wahr, der adoptive ist analytisch falsch. Eine echte praktische Begründung kann dann nur semantischen Kognitivismus mit im Kern nonkognitiver Adoption verbinden. Eine Kernaufgabe einer Theorie praktischer Begründungen ist entsprechend, geeignete praktische Thesentypen zu identifizieren, deren Erkenntnis u.a. die praktische Funktion von praktischen Äußerungen erfüllt, nämlich zu entsprechendem Handeln zu motivieren.File | Dimensione | Formato | |
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